Die Aus- und auch die Weiterbildung der Mitarbeitenden ist wesentlicher Bestandteil der Kanzleiarbeit – oder sollte es zumindest sein. Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie und die zunehmende Digitalisierung darauf haben und wie die Mitarbeiterschaft am besten mitgenommen werden kann, weiß Steuerberater Holger Bodmann.
Im Gespräch „hsp live um 11“ tauschten sich hsp-Geschäftsführer Paul Liese und Holger Bodmann von der HSP STEUER in Hannover – weder verwandt noch verschwägert mit der hsp – über die Aus- und Weiterbildung von Kanzleimitarbeiter:innen aus. Der Steuerberater und Rechtsanwalt Holger Bodmann ist in der Hannoveraner Kanzlei maßgeblich mit der Aus- und Weiterbildung betraut. Er ist Experte auf diesem Gebiet – vor allem, was die Digitalisierung im Bildungsbereich angeht. Denn der Digitalisierungsgrad in seiner Kanzlei ist hoch, Pendelordner und Co. gehören hier längst der Vergangenheit an.
Digitale Angebote für Auszubildende
Entsprechend setzt Holger Bodmann bei den Auszubildenden auf digitale Angebote. „Diese sind eingebunden in unser tägliches, digitales Miteinander“, erklärt der Steuerberater. Präsenz in der Kanzlei ist für die Belegschaft nicht mehr zwingend, das erleichtert auch den Fortlauf der Arbeitsprozesse während der Pandemie. Von 20 möglichen Arbeitsplätzen sind während des Livetalks gerade einmal vier besetzt – der Kanzleibetrieb ist dadurch aber nicht beeinträchtigt, ganz im Gegenteil.
Was den Schulen kaum gelingt, fängt die Kanzlei aus Hannover also auf. „Der digitale Unterricht in den Schulen ist am Anfang holprig gelaufen“, berichtet Holger Bodmann. „Und läuft auch immer noch so.“ Auch deshalb sind die eigenen digitalen Angebote der Kanzlei so wichtig. Aktuell sind hier zwei Auszubildende beschäftigt. Erst kürzlich hatten diese eine Schulung zur NWB Datenbank. Holger Bodmann nahm sich darüber hinaus zusätzlich Zeit und betrieb mit den Auszubildenden eine Stunde lang intensive Datenbank-Recherche. Die dabei aufkommenden Fragen waren: Welche Stichwörter sind sinnvoll? Wie grenzt man eine Suche sinnvoll ein? Der Umgang mit der Datenbank und die Methodik bei der Recherche standen im Vordergrund. „Am Ende der einen Stunde war sehr viel Klarheit in die digitale Arbeitsweise gekommen“, erzählt Holger Bodmann.
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Kollaborationssystem holt auch langjährige Mitarbeiter:innen ab
Doch nicht nur die Auszubildenden werden digital geschult, auch die Mitarbeiter:innen, die oftmals schon seit vielen Jahren in der Kanzlei tätig sind, gilt es abzuholen. „Digitalisierung macht Angst, schafft Unsicherheiten, führt zu Veränderungswiderstand“, weiß der Steuerberater. Wie hält er dagegen? „Wir haben seit Jahren schon ein Kollaborationssystem.“ In diesem arbeiten die Mitarbeitenden sowie Partner:innen gemeinsam an Projekten – das bietet allen Beteiligten viele Vorteile. Wissen ist für alle zugänglich, nach einzelnen Themen kann gezielt gesucht werden. Und wer am Ende doch noch eine Frage hat, kann sie im Chat stellen. „Wissen ist heute unbegrenzt vorhanden. Das Problem ist, das Wissen zu strukturieren und verfügbar zu machen“, so Holger Bodmann. Mit dem Kollaborationssystem gelingt genau dies.
Die Digitalisierung bietet der Mitarbeiterschaft also enorme Vorteile im Arbeitsalltag. Erkennt sie diese, zieht sie bei der Digitalisierung auch mit – selbst, wenn das zunächst Veränderungen mit sich bringt. Auch für Neulinge hat dokumentiertes Wissen in einer Datenbank großen Nutzen, denn sie können sich viel schneller und auch selbstständig integrieren. Bei der HSP STEUER in Hannover fing während der Pandemie ein neuer Mitarbeiter an – in einer Kanzlei, in der fast die gesamte Belegschaft im Homeoffice war. Dank des vorhandenen Wissensmanagementsystems aber fand er sich schnell zurecht, die Einarbeitung gelang mühelos.
Regelmäßiger Austausch ist Basis für zukunftsfähiges Arbeiten
Weiterbildung der Mitarbeiterschaft ist dem Steuerberater zufolge aber keine einmalige Sache, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Regelmäßige Fortbildungen einzelner Mitarbeiter:innen und regelmäßiger Austausch hierüber sind essentiell. Auch kleine Änderungen im Tagesgeschäft müssen regelmäßig und an alle weitergegeben werden. In der Kanzlei von Holger Bodmann gelingt das auch dank der wöchentlichen digitalen Team-Meetings. Regelmäßiger und intensiver Austausch zwischen allen Beteiligten steht in der Kanzlei im Vordergrund.
So gelingt es der Kanzlei auch, mit der Zeit zu gehen und keine Furcht vor dem Wandel in der Steuerberatungsbranche zu haben. Holger Bodmann sieht den Wandel ohnehin weitaus weniger pessimistisch als andere, weiß aber auch: „Wir werden weniger werden. Und die wenigen werden sich mit anderen Themen beschäftigen.“ Die Geschäftsmodelle und Prozesse der Mandant:innen zu verstehen, wird für Kanzleien immer wichtiger werden. Wer die Prozesse kennt und versteht, kann seine Mandate gezielt betreuen und beraten – so öffnet sich ein neues Tätigkeitsfeld.
Drei unvollendete Sätze für den Gesprächspartner
Zum Ende des Livetalks ließ Paul Liese seinen Gast drei Satzanfänge vervollständigen. Hier sind die spannenden Aussagen:
Digitalisierung bedeutet für mich „ein sich fortsetzender, disruptiver Wandel.“
Ausbildung oder Weiterbildung ist „essenziell wichtig, wenn wir unseren Berufsstand weiter am Start halten wollen.“
Von Steuerkanzleien erwarte ich „deutlich mehr Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen.“
Paul ist Geschäftsführer der hsp und derjenige, der die Klappe hält. Seine Top-Themen: Medienbrüche mittels Software abschaffen. Verfahrensdokumentation, IKS, TCMS und weitere Compliance Themen. Sein aktuelles Projekt: Verrechnungspreisdokumentationen ohne Medienbrüche erstellen. Mittels Taxonomie.